Dauerhaft zu reisen und unterwegs arbeiten zu können ist für mich die Erfüllung eines Traums. Aber auch dieser Traum ist in der Realität nicht perfekt. Nach gut acht Monaten ist das eingetreten, was ich vor dem Antritt meiner Weltreise befürchtet habe: mentale Erschöpfung.

Es war ein schleichender Prozess. Erst als ich merkte, dass ich ständig müde war, oft Kopfschmerzen hatte und nicht gut schlafen konnte, wusste ich, dass irgendwas nicht stimmt. Doch was erschöpft mich so sehr an meinem Leben als digitaler Nomade?

Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber ich habe eine gewisse Smartphone-Abhängigkeit entwickelt. Vor Kurzem öffnete ich zum ersten Mal die Analyse-App meines Handys und stellte erschrocken fest: In den vergangenen Wochen verbrachte ich im Schnitt über acht Stunden täglich am Smartphone.

Es ist mein Navigationsgerät, Übersetzer und Notizblock, meine Kamera und Suchmaschine für Unterkünfte, Restaurants und Sehenswürdigkeiten sowie mein Unterhaltungsgerät. Und noch vieles mehr.

Das permanente Netzwerken erschöpft mental

Laut der Analyse benutze ich es jedoch hauptsächlich zum Kommunizieren. Ungefähr 2000 Nachrichten empfing ich allein über soziale Netzwerke in drei Wochen, E-Mails nicht eingerechnet. Da ich versuche, schnell alle Nachrichten zu beantworten, dürfte ich ebenfalls rund 2000 im selben Zeitraum verschickt haben.

Offensichtlich ist es das permanente Netzwerken, das mich am meisten erschöpft. Seit Anfang des Jahres zähle ich mehr als 60 neue Menschen in meinem Leben, mit denen ich einzigartige Erlebnisse geteilt habe und viele ihrer persönlichen Lebensgeschichten kenne. Wir sind in Kontakt und schreiben uns. Und dann gibt es noch Freunde, Familie und Arbeitskontakte in Deutschland. Das alles möchte ich pflegen, doch es ist wohl zu viel geworden.

Als ich das feststellte, war ich in der thailändischen Grenzstadt Mae Sot, nachdem ich meine Geschichte über den birmanischen Muay-Thai-Kämpfer „Little Tiger“ abgeschlossen habe. Wieder unzählige Menschen kennengelernt, einige ins Herz geschlossen, tragische Familien-Storys gehört. Mein Kopf war voll, ich konnte nichts mehr aufnehmen und wollte nur noch eins: Ruhe. Also ging ich ins Kloster zum selbst verordneten Digital Detox.

Den ganzen Text gibt es kostenfrei in meiner Kolumne „One Way Ticket“ auf WELT.DE

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Fotos: © Martin Lewicki