Während meiner Weltreise entdeckte ich in Thailand die Leidenschaft für Muay Thai. In Deutschland kennt man den Kampfsport als Thaiboxen. Wer wie ich aus Neugier an einem Probetraining teilnimmt, wird schnell in seinen Bann gezogen: Der Mix aus Schnelligkeit, Koordination und Kraftausdauer unter vollem Körpereinsatz ist faszinierend. Auch, wenn man nur gegen Schlagpolster zimmert, die das Gegenüber hält.

Bei meiner Recherche über den Sport stoße ich im Internet auf eine Reportage über birmanische Kinder, die in Thailand Muay-Thai-Kämpfe austragen. Mit dem Geld, das sie damit machen, unterstützen sie ihre Familien.

Die Geschichte berührt mich – und die Tatsache, dass schon Kinder in den Ring steigen und dabei nicht nur Faustschläge, sondern auch Fußtritte und Ellenbogenhiebe gegen den Kopf kassieren, schockiert mich. In traditionellen Varianten wird sogar ohne Boxhandschuhe gekämpft. Das erinnert an den altgriechischen Allkampf, brutaler geht es kaum.

Nicht mal fünf Euro Verdienst pro Kampf

Im Mittelpunkt der Reportage steht der damals zwölfjährige Little Tiger, so sein Spitzname. Die Eltern stammen aus Birma, gehören zur Karen-Minderheit und sind nach Thailand geflohen. Wie Tausende von Migranten leben auch sie in der Grenzstadt Mae Sot am Rande der Legalität und fürchten um ihre Existenz.

Im Alter von neun Jahren wird Little Tigers Talent entdeckt. Obwohl der Junge keine große Leidenschaft für den gefährlichen Sport hegt, sieht er darin eine Möglichkeit, seine Familie mit dem Erlös aus den Kämpfen über Wasser zu halten. Einen Teil gibt er an seine Eltern ab, einen an den Trainer. Pro Kampf bleiben ihm selbst nicht mal fünf Euro übrig.

Das Schicksal des kleinen Hoffnungsträgers bleibt am Ende der Doku offen, und mir stellen sich viele Fragen: Wie geht es dem Jungen jetzt, zehn Jahre nach dem Dreh des Films? Ist Little Tiger ein großer Muay-Thai-Kämpfer geworden, wie ihm prophezeit wurde, oder geht er mittlerweile, wie viele der Migranten, einem unterbezahlten Job nach? Und wie sieht es mit der Gesundheit aus, wenn man von Kindesbeinen an im Boxring stand?

Es ist der Beginn einer Reise und der Suche nach Little Tiger.

Den ganzen Text gibt es kostenfrei in meiner Kolumne „One Way Ticket“ auf WELT.DE

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Fotos: © Martin Lewicki